Qualität wird zum Motor des Wandels

Artikel vom 2. Januar 2023
QM-Beratung

Bestsellerautor Lars Vollmer nutzt beim Fachkongress Quality Mining Day das Beispiel des Startups, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Bilder: Quality Miners

Der erste Schritt, um ein Unternehmen auf Qualität auszurichten, ist Mut zur Veränderung. An welchen Stellschrauben muss man drehen? Was kann ein neues Qualitätsverständnis bewirken? Der Fachkongress »Quality Mining Day« des Softwareherstellers Quality Miners stellte sich diesen Fragen.

Sven O. Rimmelspacher, Managing Director der Quality Miners GmbH sieht Erfolg in der Fähigkeit verankert, sich immer wieder zu verändern. Dass es dabei nicht immer nur steil bergauf geht, das hat er am eigenen Leib erfahren: »2003 haben uns die Kunden in die Mangel genommen und uns knallhart gesagt, dass wir etwas an unserer Qualität machen müssen.« Für Rimmelspacher war das ein Wendepunkt. »Wir haben uns neu erfunden, unser Qualitätsverständnis komplett umgekrempelt und dies als treibende Kraft in unsere Lösungen und die Partnerschaft mit unseren Kunden integriert.«

Hinfallen und wieder aufstehen

Extremsportler Norman Bücher sieht in der Historie der Quality Miners seine These bestätigt: »Wenn Kinder anfangen zu laufen, dann fallen sie immer wieder hin, stehen aber gleich wieder auf und machen weiter. Das Hinfallen gehört zum Leben dazu – auch im beruflichen – erst dadurch lernen wir, über uns hinauszuwachsen.« Dr.-Ing. Benedikt Sommerhoff, Leiter Innovation & Transformation bei der DGQ, findet es »großartig, sich selbst zu revidieren. Scheitern ist eine Chance«. Er begeisterte sich, dass »Experimentieren hoffähig geworden ist in Deutschland«.

Dieses Über-Sich-Hinauswachsen kann auch in mancher Stilblüte enden. Das führte Bestsellerautor Prof. Lars Vollmer dem Publikum als »Business-Theater« bildhaft vor Augen. »Start-ups agieren intuitiv am Markt, das macht sie erfolgreich. Mit zunehmendem Alter nehmen sie sich die Fehler der großen Unternehmen als Vorbild.« Es entwickeln sich geschriebene und ungeschriebene Regelungen für Prozesse und die Art der Zusammenarbeit. Die Menschen verhalten sich entsprechend systemintelligent. »In Meetings folgen sie darum diesen Regeln – egal, wie unsinnig oder zielführend sie tatsächlich sind. Meetings werden zum Selbstzweck«, erklärte Vollmer.

Die Art des Problems erkennen

Dabei muss man doch nur lernen zu unterscheiden, ob es sich um ein kompliziertes, vorhersehbares oder ein komplexes, überraschendes Problem handelt. Während man ersteres kausal-wissensbasierend mit einem sauberen Prozess- und Qualitätsmanagement lösen kann, ist für letzteres Ideenreichtum und Kreativität abseits der Reglements gefordert. »Wer in diesem Sinne zweigleisig fährt, schafft Raum für Erfolg«, erläutert Vollmer.

An welchen Stellschrauben muss man drehen, um die Qualität zu verbessern? Der Fachkongress gibt viele Antworten.

Thomas Metten, Teamleiter Qualitätsservice der Oventrop GmbH & Co. KG, bestätigte dies durch seine langjährige Erfahrung. Als Oventrop 2003 das erste CAQ-System der Quality Miners installierte, die damals noch unter Pickert GmbH firmierte, glaubte man, damit von nun an die Qualität der Produktion perfekt im Griff zu haben. »Doch damit fing die Reise erst an«, so Metten. Mehr als 60.000 Prüfpläne später hat das Unternehmen heute einen weitreichenden Kulturwandel vollzogen. Inzwischen ist nicht nur die Fertigung, sondern auch Randbereiche wie das Energiemanagement fest in das Qualitätsmanagement integriert.

Qualität entsteht im Prozess

»Wir haben erkannt, dass auch der Energiemanager eigentlich nur den Prozess überwachen will«, so der Qualitätsmanager. »Die Verknüpfung des Energiemanagements zu den Fertigungsprozessen ist letzten Endes enorm wichtig, wie es die aktuelle Energiekrise bestätigt.«

Bis 2023 will man alle Prozesse standardisiert haben. »Wir haben für alles Kennzahlen etabliert, erkennen Schwachstellen bereits im Prozess und können sofort eingreifen. Damit wissen wir auf den Punkt, wo wir stehen. Auf nachfolgende Kontrollen können wir komplett verzichten. Wenn der Prozess fehlerfrei läuft, ist auch das Endprodukt fehlerfrei.« Metten ist davon überzeugt, »Qualität entsteht im Prozess.«

Dr.-Ing. Alexander Schloske, Senior Expert Quality am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, konnte dies durch Praxisbeispiele aus der Industrie untermauern: „Die Fokussierung auf die wertschöpfenden Prozesse innerhalb der FMEA reduziert Trivialitäten und erhöht die Aussagekraft.“ Er sieht einen entscheidenden Erfolgsfaktor darin, FMEA (Failure Mode and Effects Analysis, Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse oder kurz Auswirkungsanalyse) unternehmens- und zielorientiert zu gestalten.

Sinnhaftigkeit schafft Wert

Für Sommerhoff ist Wertschätzung der Schlüssel für eine Arbeitswelt, die auf Qualität ausgerichtet ist. »Erst durch Wertschätzung finden Menschen Sinn in ihrer Arbeit.« Dieser Sinn muss laut Vollmer jedoch nicht von außen künstlich aufgesetzt werden. Er geht verloren, wenn Menschen von der Arbeit abgehalten werden – und ist einfach da, wenn sie Aufgaben erfolgreich und zielgerichtet lösen dürfen.

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