Schutzbrillen im Minutentakt
Unternehmen in Deutschland und Europa solidarisieren sich, um in der Corona-Krise schnell zu helfen. Der deutsche Kunststoffmaschinenbauer Arburg hat zusammen mit dem Schweizer Spezialchemiekonzern Ems-Chemie und dem deutschen Schutz- und Sicherheitsbrillenhersteller Uvex einen Impuls gegeben, um Rettungsdiensten, Krankenhäusern und medizinischem Personal in der aktuellen Situation mit Schutzbrillen schnell zu helfen.
Mit der Herstellung von Brillen zum Schutz des Augen- und Bindehautgewebes vor Kontamination mit dem Virus wird Ärzten, Pflegern, Schwestern und Einsatzhelfern eine schnelle Lösung angeboten. Der Hilferuf einer Ärztin aus dem Rottweiler Krankenhaus Rottweil nach Schutzbrillen, die sie und ihre Kollegen dringend brauchen, verhallte nicht ungehört. Dr. Thomas Walther, Leiter Anwendungstechnik bei Arburg, trug diese Bitte direkt an Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb, weiter. Beide initiierten das Projekt Schutzbrillen.
Partnerschaftliche Aktion
Nach einigen Abstimmungs- und Koordinationsmaßnahmen zwischen den drei seit langem bereits partnerschaftlich intensiv zusammenarbeitenden Unternehmen Ems, Uvex und Arburg war schnell klar, dass diese Artikel mit einem geringen Aufwand in relevanter Stückzahl hergestellt werden können.
Demonstrator als Auslöser
Bereits zur Kunststoffmesse K 2019 im Oktober in Düsseldorf zeigte Arburg zusammen mit dem Brillenhersteller Uvex und dem Materialhersteller Ems-Chemie die vollautomatisierte Herstellung von
Sonnenbrillen als Messedemonstrator. Die Abstimmung zwischen den Beteiligten ergab, dass aus den damals schon sehr dichten Sonnenbrillen schnell, mit dem gleichen Werkzeug und daraus folgend gleichem Design auch Schutzbrillen herstellbar sind. Nachdem Uvex sich bereiterklärt hatte, die Brillen durch eine Schnellzertifizierung für die neue Verwendung nutzbar zu machen, baute Arburg die Produktionsanlage mit Entnahme-Robot im neuen Schulungscenter in Loßburg auf. Seit einer Woche kommen in einem vereinfachten Prozess die Brillen in einem Spitzgießvorgang „Ready to Use“ aus der Maschine. Danach werden sie manuell einzeln in Schlauchfolienbeutel mit Sicherheits- und Infodatenblättern verpackt. Das Material für die erste Brillen-Charge, 500 Kilogramm transparentes Grilamid TR (PA12), hat Ems-Chemie kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wenn die Brillenverpackungen dann mit CE-Kennzeichnung versehen und konfektioniert sind, „kann die Verteilung ziemlich sicher schon Anfang Mai beginnen“, so Walthers Einschätzung.
Fertige Schutzbrillen
Die Brillen entstehen auf einem elektrischen Allrounder 570 A mit 2000 kN Schließkraft und Gestica-Steuerung einteilig in einer Zykluszeit von 50 Sekunden. Handhabung und Ablage erfolgen mit einem Sechs-Achs-Roboter. Schlechtteile werden aussortiert und Gutteile auf einer Kühlstation abgelegt. Die Verpackung erfolgt nachgeordnet manuell über eine Station des Verpackungsmaschinenbauers Packmat aus Villingendorf, der ebenfalls unbürokratisch in die Herstellungskette eintrat.
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